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Jens Schünemann: Das Dorf

Ausstellung vom 16.03. – 13.04.2024

 

 

Das Dorf

Diese Ausstellung ist ein Rundgang durch das Leben auf dem Land – ein einsamer Rundgang: Dörfer erscheinen dem Spaziergänger oft menschenleer. Morgens verlassen die Bewohner ihre Häuser und fahren davon, mittags kehren die ersten zurück, nachmittags vergnügen sie sich und pflegen ihre Gärten. Abends treffen sich alle wieder, und die Nacht verbringen sie in ihren Schlafzimmern.
So scheint es, als seien in den Dörfern die Häuser die eigentlichen Einwohner. Mit ihren Gefährten, den Schuppen und Garagen, wohnen sie dort in ihren Gärten – mit geometrischer Akkuratesse von ihren Bewohnern eingehegt, verziert mit Swimmingpool und Blumenbeeten, sorgsam umfasst von der sauberen Grenze.
Sie blinzeln unter Ponyfransen aus Birkenzweigen in die Morgensonne. Der helle Mittagshimmel ist mit Drähten verspannt, das Dorf duckt sich verschüchtert unter die Bäume. Am Nachmittag schauen sie uns mit schläfrigen Lidern nach, wie gerade aus dem Mittagsschlaf erwacht. Später, in der Dämmerung, verbergen sie sich furchtsam hinter den Hecken.
Erst Abends können wir Spaziergänger einen kleinen Blick in das Leben der Bewohner erhaschen, wenn hinter erleuchteten Gardinen sich die Schattenspiele des Familienlebens abzeichnen. Nachts ist dann alles wieder dunkel.

 

The village

This exhibition is a tour of life in the countryside – a solitary tour: villages often appear deserted to the walker. In the morning the inhabitants leave their houses and drive away, at midday the first return, in the afternoon they enjoy themselves and tend their gardens. In the evening, they all meet up again and spend the night in their bedrooms.
It seems as if the houses are the real inhabitants of the villages. With their companions, the sheds and garages, they live there in their gardens – enclosed with geometric accuracy by their inhabitants, decorated with swimming pools and flowerbeds, carefully enclosed by the clean border.They blink into the morning sun under bangs of birch branches. The bright midday sky is strung with wires, the village ducks shyly under the trees. In the afternoon, they watch us with sleepy eyelids, as if just waking from their afternoon nap. Later, at dusk, they hide fearfully behind the hedges.
It is only in the evening that we walkers can catch a glimpse into the lives of the residents, when the shadows of family life can be seen behind the illuminated curtains.


Frédéric Batier: Landschaften 1990 – 2023

Ausstellung vom 13.01. – 02.02.2024

 

Frédéric Batiers Fotobilder sind wie eine geträumte Erinnerung an Stille.

Nebel, Morgentau, früher Dunst – der sanfte Schleier feuchter Luft ist ein Hauptdarsteller vor Batiers Kamera, die sich zwischen die schwebenden Wassertröpfchen in die Luft hängt und das Verdunsten betrachtet, einatmet, einfriert. In Landschaften, und in Schwarzweiß.

Frédéric Batiers Foto-Bilder: Das sind Fotografien, die einen flüchtigen Augenblick festhalten, und zugleich sind es Bilder, in denen dieser Augenblick die Ewigkeit zu zeigen scheint. Die Landschaften sind entweder im Begriff zu erwachen oder einzuschlafen, meist auf einer dieser beiden Schwellen, und man betrachtet sie, als wären es Persönlichkeiten – einsam, schweigsam, streng, aber auch geduldig. Der Mensch war auch schon da, in den Landschaften, und hat sie organisiert, manchmal unmerklich, manchmal massiv. Kommt er wieder? Man weiß es nicht. Die Bäume und Felder werden jedenfalls dableiben.

So sehr die Arbeiten eine Handschrift, ein Stil prägt, sind sie zugleich unberührt von subjektiven Überdruck – ihnen wohnt eine eine eigentümliche Ruhe inne, die den Betrachter seinem eigenem Projektionsraum überlässt. Batier hat sich von den dargestellten Aussenräumen aufsaugen lassen, und wenn man sich die Zeit nimmt, kann eine Art Trance von ihnen ausgehen, eine sanfte Verführung zur Hypnose.

Tom Tykwer


Angela Bröhan
Konstruktion – Dekonstruktion
Architekturcollagen
05.11. – 02.12.2023

© Angela Bröhan

Konstruktion und Dekonstruktion

Ausgehend von Ansichten seelenloser Hotelfassaden an touristischen Brennpunkten entwickelte sich die Serie „Konstruktion und Dekonstruktion“, die das Thema Architektur fotografisch untersucht.

Der Fokus liegt dabei auf geometrisch-konstruktiven Elementen, den Schnittstellen, an denen Formen, Materialien und Texturen zusammentreffen: spiegelnde Oberflächen, Metallgeländer, Kacheln und Fliesen, spröder Beton. Die Aufnahmeperspektiven sind oft ungewöhnlich: Mit Untersicht, starken Diagonalen und extremen Licht-Schatten-Kontrasten unterstreicht die Künstlerin die starke körperliche Präsenz der von ihr portraitierten Bauwerke. Meist sind das Fassaden aus den 60er bis 90er Jahren, die sich durch die Verwendung von vorgefertigten Bauelementen und durch betonte Schlichtheit auszeichnen.

Die bewusste Abkehr vom Ornament, die Konzentration auf „form follows function“ – wird von Angela Bröhan zwar sozusagen unter die Lupe genommen, gleichzeitig zeigt sie mit ihren fotografisch perfekt ins Licht gesetzten Aufnahmen aber auch die vielleicht unerwartete Poesie, die steinernen Bettenburgen oder Brutalismusbauten aus Waschbeton innewohnen kann. Einige Aufnahmen unterstreichen den durch vielfache Wiederholung entstehenden Rhythmus, andere lenken die Aufmerksamkeit auf Textur und Lichteffekte, so dass sich beim Betrachten ein fast haptisches Gefühl einstellt.

Inspiriert von den oft kaleidoskopisch wirkenden Kompositionen geht sie noch einen Schritt weiter und zerschneidet und montiert mit Techniken wie Spiegelung oder Drehung die entstandenen Motive zu stark hoch- oder querformatigen Friesen, die (Vexierbildern gleich) durch ihre Multiperspektivität eine Art bewegten Sog, ein Schwindelgefühl auslösen, gleichzeitig aber flächenhafte, fast dekorative Muster bilden – je nachdem, wie man sich als Betrachtende*r dazu positioniert.

Wie schon in früheren Serien paart sich Angela Bröhans Faszination für überraschende, vorgefundene Konstellationen mit kalkulierter Komposition und künstlerischer Spielfreude, was den Arbeiten eine vom Sujet her nicht zu erwartende unerwartete Leichtigkeit verleiht.

Julie August 2023


Cuts & Shapes II
Mario Dollinger & Sabine Wild
01.10. – 28.10.2023

Mario Dollingers Fotos zeigen etwas bedrohlich Dunkles aufgrund ihrer Menschen-Leere, und doch auch etwas Tröstliches, vielleicht deshalb, weil wir alle solche Orte kennen – in uns und außerhalb von uns … es sind Orte unserer Zeit. (mario-dollinger.de)
In den per Hand gewebten Fotografien von Sabine Wild erscheinen ineinander verschachtelte, sich seriell wiederholende Architekturansichten mit zahllosen Details, […] die durch die künstlerische Intervention einen phantastisch irrealen Charakter annehmen.

Text: Dr. Peter Funken

 

Mario Dollinger: links: Cluster II_VIII, Oberflaechen_X,  rechts: Cluster II_VIII, Oberflaechen_XI

 

Sabine Wild: Neue_Nationalgalerie__L1004852, 2022/2023, 84 x 59,4 cm, Unikat

 

Sabine Wild: Am Lokdepot 45, 60 x 120 cm, Unikat

 


Charly Hall
Meine Gedanken sind Wald
16. April bis 06. Mai 2023

 

Charly Hall: Meine Gedanken sind Wald 

Im ersten Winter der Corona-Pandemie, Ende November 2020, hat es sich Charly Hall zur Aufgabe gemacht, zu Fuß von München nach Paris zu gehen. Diesen Weg hat er mit Kamera, Papier und Stift dokumentiert. Das dabei entstandene Werk ist zart und poetisch. Es zeigt in Nebel gehüllte Winterlandschaften im Süden Deutschlands. Gleichzeitig scheint es den mentalen Zustand dieses Winters in einer globalen Krise zu schildern, in der sich der Verlauf von Zeit zugleich verlangsamt und beschleunigt zu haben scheint. Es erzählt von Einsamkeit und einer geradezu existentiellen Erfahrung, an der Grenze zur Selbstqual.

Der Filmemacher Werner Herzog, dessen Werk für Hall seit seiner Kindheit prägend ist, inspirierte ihn zu seiner Reise. Der Regisseur unternahm seinerseits diese Pilgerreise im Jahre 1974, um die Mutter des Neuen Deutschen Films, Lotte Eisner, vom Sterben zu bewahren. Halls akribisch genauer Nachvollzug dieser Reise, exakt am gleichen Tag 46 Jahre später beginnend, lässt sich als Reflexion über das Wesentliche des Lebens lesen, eine Frage, wie die Natur zum Spiegel der Befindlichkeit wird, und zugleich ein Porträt über den Zustand Deutschlands in der Pandemie – nicht, wie man es vermuten könnte im Zentrum einer Großstadt, sondern in der Peripherie. Halls Reisenotizen erzählen von dem deutschen Topos, dem Wald, der den Künstler immer weiter absorbiert, sodass sich zwischenzeitlich die Grenzen zwischen dem Mensch und der Natur aufzulösen scheinen – die Gedanken zu Wald werden.


Charly Hall: My thoughts are wood

During the first winter of the corona pandemic, at the end of November 2020, Charly Hall made it his mission to walk from Munich to Paris. He has documented that journey with a camera, paper and pen. The resulting work is delicate and poetic. It shows impressions of a winter landscape shrouded in fog, in southern Germany. At the same time, it seemingly depicts the mental state of that winter during a global crisis, in which the passage of time seems to have both, slowed down and accelerated. It speaks of loneliness and an almost existential experience, bordering on self-torment. The filmmaker Werner Herzog, whose work has been formative for Hall since his childhood, inspired him to undertake his journey. The reason for Herzog’s walk in 1974 was his wish to prevent the spiritual mother of New German Cinema, Lotte Eisner, from dying. Hall’s meticulous reenactment of this journey, starting on the exact same day 46 years later, can be read as a reflection on the fundamentals of life, a question of how nature becomes a mirror of one’s state of mind, and at the same time, a portrait of the state of Germany during the pandemic – not, as one might expect, in the center of a big city, but on the periphery. Hall’s travel notes speak of the German topos, the wood, which continues to absorb the artist, occasionally dissolving the boundaries between man and nature – thoughts become wood.

Über Charly Hall

Charly Hall lebt und arbeitet in Berlin. Mit Wörtern und Bildern spürt er inneren Landschaften nach und taumelt dabei zwischen Dokumentation und Fiktion. Halls Arbeiten wurden in mehreren Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem im C/O Berlin, im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte und im Willy-Brandt-Haus. Dies ist seine dritte Einzelausstellung.

www.meinegedankensindwald.de

About Charly Hall 

Charly Hall lives and works in Berlin. With words and images, he traces inner landscapes, teetering between documentary and fiction. Hall’s work has been shown in several group exhibitions, as at C/O Berlin, Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte and Willy-Brandt-Haus. This is his third solo exhibition.

www.meinegedankensindwald.de

 

Filmvorführung:

Thomas Mauch: „Der Welt zeigen, dass man noch da ist“ (BRD 1972, 14 Min)
Freitag, 05.05.23, 20 Uhr

 



Thomas Mauch, langjähriger Kameramann von Werner Herzog, berichtet darin von seiner Zusammenarbeit mit dem Regisseur.
Charly Hall ging 2020 zu Fuß von München in Richtung Paris, inspiriert von Werner Herzogs Reisebericht »Vom Gehen im Eis« (1974), und dokumentierte diese Reise mit Kamera, Papier und Stift.

Im Anschluss folgt ein Gespräch mit Thomas Mauch und Charly Hall.


TOUCH – EINGRIFFE IN DIE FOTOGRAFISCHE OBERFLÄCHE
Silke Helmerdig, Stefanos Pavlakis, Jens Schünemann, Sabine Wild

Ausstellung vom 05.03.2023 – 08.04.2023

Silke Helmerdig, Stefanos Pavlakis, Jens Schünemann und Sabine Wild präsentieren Fotografien, die durch einen manuellen, teils gewaltsamen, manchmal zärtlichen Eingriff in das Ausgangsmaterial neu interpretiert werden. Silke Helmerdig zerkratzt, Jens Schünemann verstaubt, Stefanos Pavlakis zerreißt, Sabine Wild verwebt. Diese Eingriffe entstellen die makellosen, aus einer kontaktlosen Distanz aufgenommenen Apparatebilder. Sie hinterlassen sichtbare Spuren, die sowohl von den Auseinandersetzungen der Künstler*innen mit dem jeweils abgebildeten Sujet als auch mit der Materialität von Fotografie an sich zeugen.

 

TOUCH – INTERVENTIONS IN THE PHOTOGRAPHIC SURFACE

Silke Helmerdig, Stefanos Pavlakis, Jens Schünemann, Sabine Wild

Silke Helmerdig, Stefanos Pavlakis, Jens Schünemann and Sabine Wild present photographs that are reinterpreted through a manual, either violent, or tender intervention in to the source material. Silke Helmerdig scratches, Jens Schünemann dusts, Stefanos Pavlakis tears, Sabine Wild weaves. Their interventions disfigure the immaculate appearance of the photographic image and leave their visible traces on their surfaces, testifying to the artists‘ deep engagement with each photograph.

 

Eine Ausstellung im Rahmen des EMOP Berlins.


© Silke Helmerdig

 

© Stefanos Pavlakis

 

© Jens Schünemann

 

 

© Sabine Wild


VERMILION  CONFUSION
Fotografien aus China, 2020 – 2022
Torsten Schumann

Vernissage: Samstag, 07.01.23, 19:00 (der Künstler ist anwesend)
Finissage: Samstag, 04.02.23, 18:00 –21:00 
Ausstellung:  8. Januar 2023 – 4. Februar 2023
open: freitags: 18:00 – 20:00, samstags + sonntags: 15:00 – 18:00 sowie nach Vereinbarung

Torsten Schumann sagt über Vermilion Confusion:
Inwieweit beeinflusst unsere Umgebung unsere innere Befindlichkeit? Dinge und unsere Welt nicht zu verstehen, kommt mir sehr bekannt vor, unabhängig vom Ort. Alltägliche Objekte vorzufinden und sie dennoch selbstverständlich als Rätsel zu begreifen, beflügelt mich sogar. Denn obwohl die Rätsel ihre Antworten zumeist nicht preisgeben, können sie dennoch so einiges über uns selbst, unsere Mitmenschen, unsere Zeit und ihren Ort berichten. Zugegebener Weise verwirrt mich jedoch manchmal die Suche nach den allzu schwer zu findenden zahlreichen Antworten. Möglicherweise fühlt sich meine eigene Verwirrtheit für mich logischer an, wenn die entstandenen Bilder wie selbstverständlich miteinander im Dialog fusionieren und gemeinsam noch so einiges mehr erzählen, und sogar vorausahnen können.
Vermilion Confusion ist eine noch fortlaufende Serie mit Bildern, die 2020 – 2022 in China entstanden sind.
Zinnoberrot (Vermilion) galt in China schon seit dem Altertum als Farbe des Blutes und des Lebens. Und auch der Zinnoberrote Vogel (Vermilion Bird) ist eines der vier chinesischen Sternenkonstellationen, die als „Wundertiere“ bezeichnet werden. Dem Wundertier folgend, wundere ich mich hinter dem zinnoberroten Vorhang auch über wirklich vielerlei Dinge – auch über mich selbst.

Torsten Schumann says about Vermilion Confusion:
To what extent do our surroundings influence our state of mind? The feeling of being unable to understand things and the world around us is familiar to me, regardless of where I am. More than that, I am inspired by the act of finding objects that are utterly mundane, while at the same time viewing them as completely enigmatic. For although enigmas rarely reveal their answers, they can still tell us a lot about ourselves, our fellow human beings, our time, and their place. Admittedly, I am sometimes confused by the search for the numerous and all too elusive answers. Perhaps my own confusion feels more logical to me when the resulting images come together naturally to create a dialogue that tells us, and even anticipates, so much more.
Vermilion Confusion is an ongoing series of images made in China in 2020 – 2022.
Vermilion has played an important role in Chinese culture since antiquity. It is regarded as  the colour of both blood and life in China. The Vermilion Bird is one of the four Chinese constellations, also known as the four “wondrous beasts”. Standing behind the vermilion curtain, following the wondrous beast, I too wonder about many different things – including myself.

 

Aus der Serie: VERMILION CONFUSION, © Torsten Schumann

 

Aus der Serie: VERMILION CONFUSION, © Torsten Schumann

 

Aus der Serie: VERMILION CONFUSION, © Torsten Schumann

 

Aus der Serie: VERMILION CONFUSION, © Torsten Schumann

 

Aus der Serie: VERMILION CONFUSION, © Torsten Schumann


Cuts and Shapes
Mario Dollinger und Sabine Wild

Vernissage: Samstag, 15.10.2022, 19:00 – 21:00
Finissage: Sonntag, 20.11.2022, 18:00 – 21:00

Ausstellung vom 15.10.2022 – 20.11.2022
open: Sa + So, 15:00 –18:00

 

Abbildung: © links: Sabine Wild, rechts Mario Dollinger


CUTS & SHAPES – Fotografien von Sabine Wild und Mario Dollinger

In dieser Ausstellung begegnet uns Fotografie im Gedanken einer künstlerischen Ausdrucksform, und nur am Rande im Sinne der Dokumentation. Und doch gelingt es Sabine Wild und Mario Dollinger mit ihrer Kunst exakte Bilder der Gegenwart und ihrer Wirklichkeit herzustellen. Sie tun dies auf sehr unterschiedliche Weise, beziehen sich mit ihren Arbeiten aber auf ein gemeinsames Thema: Es geht um Architektur, um ihr Abbild und ihre Bedeutung für den Menschen.

Sabine Wild hat für ihren Ausstellungsbeitrag als Rohstoff digitale Farbfotos verwendet, die sie in Vorstädten der chinesischen Megacities Hongkong und Chongqing sowie im amerikanischen Las Vegas aufnahm. Dieses Material unterzog sie einer Nachbearbeitung per Hand: Nachdem sie die Fotos je zweimal ausgedruckt hatte, schnitt sie diese präzise in schmale Streifen und montierte sie dann in einem Verfahren, das an das Weben erinnert, wieder zusammen. So entstanden ineinander verschachtelte, sich seriell wiederholende und bildfüllende Architekturansichten mit zahllosen Details. Ihre Cuts zeigen zugleich reale wie auch fiktive Stadtveduten. Es sind komplex verschachtelte Ansichten von Wohnbatterien für Menschen, die gegenüber den tatsächlich existierenden Hochhausblocks in den Suburbs von Hongkong oder Chongqing durch die künstlerische Intervention einen phantastisch irrealen Charakter annehmen. Die real existierenden, als Massensiedlungen für Menschenmassen bestimmten Plattenbauten werden durch das von Sabine Wild eingesetzte Verfahren präziser Montage bildnerisch in eine noch größere, geradezu absurd gigantische Dimension überführt und damit zu einer Science Fiction der ambivalenten Art erklärt. Aber mehr noch: Denn mit dieser Methode der „Übertreibung“ gelingt es Sabine Wild, die Situation in solchen Wohnanlagen hyperreal zu charakterisieren. Solches geschieht aufgrund der Fähigkeit, die Fotomontage künstlerisch einzusetzen!

Mit dem von Wild als „weiblich“ bezeichneten „Weben“ – dem Zusammenfügen von Bildstreifen – setzt sie, wie sie äußert, den zumeist von Männern entworfenen Architekturdystopien gigantischer Plattenbausiedlungen einen femininen Kommentar entgegen. Über das Zerschneiden und Fragmentieren sagt die Künstlerin: „Was zunächst harmlos erscheint, entpuppt sich als subversive Geste. Ich zerstöre Architektur und verwebe sie aufs neue. Linien und Formen fallen auseinander, die Bildebene bricht auf und erlaubt – so scheint es mindestens – den Blick auf etwas “dahinter”. Wo die Balkone ins Tanzen geraten, kommt wieder etwas Freude, Spiel und Luft in die stringente Ordnung.“

Das „Dahinter“, von dem die Künstlerin spricht, wurde ihr bewusst, als sie bei der präzisen Arbeit des Zerschneiden und Montierens der Streifen genau hinsieht und erkennt, dass die Kinderwäsche, die auf zwei benachbarten Balkons zum Trocknen hängt, identisch ist. Die Frage, ob dort zwei befreundete Familien mit gleichaltrigen Kindern leben und gemeinsam einkaufen drängt sich der Künstlerin auf. Solche Beobachtungen im Sozialen beschreiben Wirklichkeit genauer als viele Zahlen und Statistiken; Fotografie wird bei Sabine Wild demnach nicht allein zum phantastischen Abbild, zu einem gewebten Stakkato, das formal überzeugt und visuell überrascht, Fotografie ist zudem soziale Beobachtung und Aussage, demnach hier eine Möglichkeit der Kritik an einer Lebensform, die, wie die Künstlerin feststellt, vorrangig von Männern für Menschen geplant wird.    

Der Ausstellungsbeitrag von Mario Dollinger zeigt einen Ausschnitt aus seinem Fotoprojekt Cluster II. Dies ist ein Work in Progress, an dem der Künstler bereits seit zehn Jahren arbeitet und das mittlerweile aus rund 50 Farbfotos besteht. Cluster II widmet sich, so sagt Mario Dollinger: „ …der Betrachtung und der künstlerischen, fotografischen Wiedergabe von LICHT. Im Raum, auf Oberflächen, als Farbe, als Form, am Himmel. Cluster II ist für mich auch ein synästhetisches Projekt: Ein fotografisch erzeugtes, modernes und elektronisches Musikstück, gegliedert in 8 Abschnitte: intro – form – photone – raum – derealisation – interludium – oberflaechen – epilog“.

Cluster II ist ein offenes Werk, dessen Konzept so angelegt ist, dass einzelne Arbeiten wie auch Gruppen von Fotos ausgestellt werden können. Solches geschieht bei CUTS & SHAPES, wo Dollinger elf Arbeiten von Cluster II zeigt; sie wurden allesamt in analoger Fototechnik hergestellt. Es gab so gut wie keine Postproduktion mittels Photoshop und nur minimale Beeinflussung von Farben und Kontrasten im Labor oder am Computer. Im Kontext der Entstehung von Cluster II macht Dollinger immer wieder per Smartphone-Fotografie digitale Aufnahmen, sozusagen Skizzen für sein weiteres Vorgehen. Diese digitalen Bilder veröffentlicht er in Social Media Kanälen – ab nur dort, es sind und bleiben Vorarbeiten! Bei seiner analogen Fotografie wird alles vollformatig abgelichtet und genauso präsentiert.

Cluster II entwickelt sich demnach über einen langen Zeitraum auf einem Weg bewusster Hinwendung an die Welt und ihre Licht-Phänomene. Dafür fotografiert Dollinger an unterschiedlichen Orten – in Museen und U-Bahnhöfen, auf der Straße mit Blick auf Wände, Gegenstände und zum Himmel, auf Dachböden oder in Kirchen. Solches geschieht spontan wie auch mit Vorsatz: „Mal finde ich etwas Passendes im Vorübergehen, mal laufe ich bewusst los, z.B. in ein Museum, und arbeite zielgerichtet an der Serie.“ In der gemeinsamen Ausstellung mit Sabine Wild zeigt Mario Dollinger einen konzentrierten Auszug von Cluster II: „Verbindendes Element von beiden Arbeiten ist für mich das Neu-Betrachten, die Neu-Wahrnehmung von Architektur und Form.“ Dollingers Extrakt betont das Architekturräumliche plus der vorgefundenen Lichtwirkungen, die er vor Ort fotografisch festhielt und gekonnt inszeniert hat: so die Erscheinung eines intensiv blauen Himmels, gesehen durch ein kreisrundes Loch in der Decke, die Wirkung von Neonlicht in serieller Reihung samt der Lichtaura, die sie umgibt, oder aber die Abstufungen von Weiß- und Grautönen in einer schwer zu definierenden Raumsituation, die zugleich ideal erscheint und doch völlig vage und ungeklärt bleibt. Es sind Fotos, die nicht verraten, welche Funktion die Orte besitzen, an denen sie entstanden – ob es Tiefgaragen sind, Lagerstätten, moderne Kirchen- oder Kellerräume? Letztlich ist dies ist auch nicht von großer Bedeutung, denn mit der Lichtführung und im Zusammenspiel mit den geometrischen Strukturen entstehen Bilder einer Welt jenseits des Alltags und seiner Banalität. Dollinger zeigt uns Orte und Situationen der Wirklichkeit, als wären sie in eine unglaubliche Melancholie und Ernsthaftigkeit verfallen, als wäre ein Bann oder Richtspruch über sie ergangen, als würden sich in ihnen Schicksale erfüllen. Seine Räume sind mit irgendetwas aufgeladen, das nur schwer mit Sprache zu beschreiben ist – hier wirkt ein Art von magischem Realismus. Mario Dollinger Fotos zeigen etwas bedrohlich Dunkles aufgrund ihrer Menschen-Leere, und doch auch etwas Tröstliches, vielleicht deshalb, weil wir alle solche Orte kennen – in uns und außerhalb von uns … es sind Orte unserer Zeit.            

Peter Funken, Juni 2022

 


Metamorphosen
Silke Helmerdig, Stefanos Pavlakis, Jens Schünemann, Sabine Wild

Vernissage: Samstag, 03.09.2022; 19:0 – 21:00
Finissage: Samstag, 01.10.2022, 18:00 – 21:00

Ausstellung vom 04.09.2022 – 01.10.2022

open Fr 18:00 – 21:00, Sa + So 15:00 – 18:00

 

Part 1 (analog): Silke Helmerdig und Jens Schünemann

Silke Helmerdig und Jens Schünemann zeigen eine automatisch-performative Projektion zweier Serien analoger Diapositive auf beide Seiten einer halbtransparenten, frei im Raum schwebenden Leinwand. Der Takt der Serien ist vorgegeben, aber die Zeit stört die Abfolge der Projektion: Die Projektionstakte sind nicht gleich, die Serien laufen niemals synchron. So entstehen aus zwei Reihen von Bildern immer wieder neue, sich nie wiederholende Komposita – eine sich immer wieder neu fortsetzende Reihe von Metamorphosen, selbst immer währender Metamorphose unterworfen.

 

 

 

Part II (digital): Stefanos Pavlakis und Sabine Wild

Stefanos Pavlakis und Sabine Wild präsentieren Fotografien des Felsmassivs „Horseshoe Bend“ im Glen Canyon, Arizona, die sie sich aus fotografischen Onlinearchiven angeeignet haben. Über 670.000 Mal (Stand Februar 2022) wurde das landschaftliche Motiv „Horseshoe Bend“ auf sehr ähnliche Weise von unterschiedlichen Besucher*innen abgelichtet und ins Netz gestellt. Wozu? Pavlakis und Wild beschäftigt der Schnittpunkt zwischen Individualität und populärer Bildsprache, der Suche nach Erhabenheit im Kontext einer millionenfach fotografierten ikonischen Landschaft.

Hintergrund

Während Fotografien selbst keine virtuellen Objekte sind, sondern immer Teil der „Gegenwarten, die im Realen vergehen“ (Deleuze), erscheinen die Objekte, die auf Fotos abgelichtet wurden, so, wie sie in einer vergangenen Gegenwart waren: verwandt, aber verschieden von ihrer gegenwärtigen Gegenwart. Während also das gedruckte Foto als Objekt greifbar bleibt, präsentiert die fotografische Darstellung, – das Abbild –, “eine Vergangenheit, die sich von jeder Gegenwart unterscheidet“. Hier zeigt sich die Virtualität einer Fotografie: In einem bestimmten Moment in Zeit und Raum aufgenommen, manifestiert sich das Bild erst nach dem abgelichteten Ereignis und taucht in zukünftigen Momenten als seine Re-Präsentation auf.

 

 


Book-Release-Party: UnMasked
26. August 2022, ab 18:00

Das Buch UnMasked über die Impfhelfer vom Impfzentrum Flughafen Tegel von Krystian Kolbe und Ulrika Koch ist nun gedruckt. Das wollen wir mit einer kleinen Buch-Release-Party feiern! Für Musik und Getränke ist gesorgt!

 

 


PERIPHIC
Christoph Schieder
Buchvorstellung und Vernissage
Freitag, der 13. Mai 2022, ab 19 Uhr

Ausstellung vom 14. Mai – 6. Juni 2022
Samstags, sonntags und Pfingstmontag 15:00 – 18:00


Die Welt ist ein seltsamer Ort. Christoph Schieder nähert sich ihr auf seine ganz eigene Weise. Auf den ersten Blick düster und dystopisch, entfalten seine Bilder eine eigenartige Poesie des Zwischenstadiums. Die Orte seiner Fotos harren stumm zwischen Abriss und Neubau, Ernte und Aussaat, Verlassenheit und Wiederbelebung. So versteht Schieder seine Bilder auch als Betrachtung der sich widersprechenden Gefühle, dass sich etwas ändern muss und alles bleiben soll, wie es ist.

Jetzt stellt Schieder seine Arbeit „periphic“ erstmals auch als Buch vor.

periphic – Christoph Schieder
23 Abbildungen, 48 Seiten, Leineneinband, Offset-Druck, Fadenheftung 21,5 x 29,5 cm, Eigenverlag, Auflage: 200 Exemplare, 38,– €
Auf 10 Exemplare limitierte, signierte Sammler-Edition mit nummeriertem und signiertem Print in Archiv-Box. 120,– €


Christoph Schieder, *1968 in Köln, absolvierte eine klassische Fotografenlehre in Berlin. Nachdem er über 12 Jahre in Hamburg als Fotograf und Art Direktor in der Werbung tätig war, lebt und arbeitet Schieder seit 2004 wieder in Berlin. Schieder ist einer der letzten Schüler von Prof. Arno Fischer. Neben Landschafts- und urbaner Fotografie setzt er sich in seiner künstlerischen Arbeit auch intensiv mit dem Thema Familie auseinander.

 

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© Christoph Schieder
www.christophschieder.de

 


2021

Stefanos Pavlakis „UNDER ERASURE“
Ausstellung vom 4. – 26. September 2021

Zeitgenössische Metropolen bestehen in der Regel aus Straßenzügen und Einkaufszentren, Bürotürmen, Parkhäusern, Parks und Wohneinheiten… Wo könnte man hier einen öffentlichen Ort besuchen, der eigens dem politischen Austausch auf Augenhöhe dient? In seiner fotografischen Arbeit UNDER ERASURE geht es um das Sichtbarmachen eines fortgehenden politischen Prozesses, der sich an den Fassaden der Stadt Athens vollzieht – und eigentlich als kriminelle Tat betrachtet wird: Das Beschriften von Wänden. Seine Arbeit hebt diesen Prozess auf solche Weise hervor, dass auf den Fotos ein ästhetisches Palimpsest aus Farbflächen entsteht, das mehr an abstrakte Malerei erinnert als an die Versuche unterschiedlicher Gruppierungen, sich ein Sprachrohr zu verschaffen. Verschlüsselt im Spiel von Licht und Schatten treten in UNDER ERASURE kleinste architektonische Details einer Stadt hervor, deren Kunst, Architektur und politische Ideale westliche Kultur bis heute prägen.


Fotos aus der Serie UNDER ERASURE, © Stefanos Pavlakis

 


»schöner wärs wenns schöner wär«
Christian Reister und Christoph Schieder
Ausstellung vom 15. – 29. August 2021
  

© Christian Reister, Schwarz-Weißfotos, © Christoph Schieder, Farbfotos

Über welche Themen sich Christian Reister und Christoph Schieder bei ihren nächtlichen Spaziergängen mit Wegbier und Kamera unterhalten haben, ist nicht überliefert. Überliefert sind allerdings Fotografien, die die beiden geübten Flaneure von diesen Spaziergängen im Lockdown-Winter 2020/2021 mitgebracht haben und die nun in einer großformatigen Publikation erschienen sind.
Das 24-seitige, DIN A3 große Heft mit dem schönen, die deutschen Apostroph-Regeln missachtenden Titel »schöner wärs wenns schöner wär« ist minimalistisch, aber mit viel Liebe zum Detail gestaltet. So ist der Titel, der sich über den schwarz gehaltenen Umschlag und die erste Innenseite zieht, per Hand siebgedruckt.
Im Gegensatz zu den großformatigen Schwarzweiß-Fotografien von Christian Reister sind die meist kleinformatigen Farb-Fotografien von Christoph Schieder mit einem Lack versehen und auf anderem Papier gedruckt, so dass die Bilder der beiden Fotografen nicht nur durch ihre Farbgebung und Größe einen Kontrast zueinander bilden. Während Schieder in seinen Aufnahmen den Blick vor allem auf die Details der Berliner Nacht richtet, betrachtet Reister oftmals das menschenleere große Ganze. Dass der nach eigenen Angaben eher schwermütig durch den Winter gegangene Schieder knallige Farben für seine Arbeit wählte, während der optimistischere Reister Schwarz-Weiß mit einer Tendenz hin zum tiefen Schwarz bevorzugte, macht viel von dem Reiz der Bildzusammenstellung in Publikation und Ausstellung aus. So ist beiden Fotografen – bei aller Lockdown-Tristesse – auch die Zuversicht anzumerken, dass es irgendwann dann doch auch wieder schöner wird.

Die Publikation:
Christian Reister und Christoph Schieder
24-Seitiges Heft, DIN A3, broschiert, 47 Fotografien, Eigenverlag, limitierte, nummerierte Auflage.
Erhältlich bei den Künstlern und im ausgewählten Buchhandel.
christianreister.com / christophschieder.com

Artikel in der Süddeutschen Zeitung am 28.08.2021

Medienpartner: Pib – Photografie in Berlin


2020

„Epilog“

Mario DollingerSilke HelmerdigStefanos PavlakisJens Schünemann and Sabine Wild.
Ausstellung vom 28.11.2020 bis 31.01.2021

Orientierung in einer geordneten Welt, Gewissheit, die wir aus Erinnerung schöpfen, unsere Vorstellung, die Natur sei beherrschbar – all dies scheint uns nicht mehr so sicher zu sein, wie wir es gewohnt waren. Fünf Künstlerinnen und Künstler halten ihren Epilog auf ein seltsames Jahr.

 


„Difference and Repetition“

Silke HelmerdigStefanos PavlakisJens Schünemann and Sabine Wild
Ausstellung vom 28.09.2020 bis 20.12.2020

 


Ausstellungsansicht, Foto: © Jens Schünemann

 

© Jens Schünemann: „Kirsten“, 2013, 9 Polaroidblätter SW, 8,5 x 10,7 cm auf Hadernkarton 33 x 45 cm, Unikate

 

© Silke Helmerdig: „re:presentation“, 8 Motive aus je 2 SW Silbergelatineabzügen 13 x 18 cm, montiert auf Karton 30 x 40 cm, Unikate, gerahmt

 

@ Sabine Wild: „L1001950 Singapur, 2016 / L1001950 Berlin, 2017“, „_MG_1824 Hongkong, 2011 / _MG_1824 New York, 2013″, aus der Serie „same name“

 

A series of images shot in quick succession, the recurrent engagement with a single image, or the camera’s automatic allocation of identical file names: in all of these activities repetition is a crucial factor. Repetition is inherent to photography. A recurrent act – releasing the shutter – triggers either a chemical or an electronic response that culminates in a reproducible image. This in turn features in, and is informed by, infinitely variable contexts. But repetition also brings difference into play: two unrelated images are automatically given identical file names; small changes can be noted even in images shot in the exact same situation but in quick succession; and an image repeatedly examined in photographic terms appears different each and every time. The exhibition presents four photographic approaches to difference and repetition.

 

Eine Ausstellung im Rahmen des 9. EMOP Berlin – European Month of Photography
https://www.emop-berlin.eu/de

 


„Das wahre Leben“

Mario Dollinger & Sabine Wild
Ausstellung vom 9. Februar bis 14. März 2020


Ausstellungsansicht, Foto © Sabine Wild

 

 


© Mario Dollinger: The last chapter X

 


© Mario Dollinger: The last chapter IX

 


© Mario Dollinger: The last chapter VIII

 


© Sabine Wild: L1000352, 2019

 


© Sabine Wild: links: L1003865, 2017, rechts: L1006488, 2017

 


© Sabine Wild: L1007813, L1007816, L1007814, 2017

 

Sabine Wild arbeitet in verschiedenen Stilen und Techniken, teils gegenständlich in fast schon lakonischem Erzählstil, teils stark abstrahiert. Ihre Themen kreisen oft um Raum, Stadt und Architektur. In „Territorien“ zeigt sie uns leere Gehege zoologischer Gärten. Streng konstruierte Bilder, an Vertikalen und Horizontalen orientiert. Ob der Abwesenheit ihrer Bewohner und der künstlichen Abstraktion der natürlichen Lebensräume befremden und verunsichern diese. Worauf verweisen diese Räume? Was stellen sie dar, wenn ihr Sinn gebendes Thema – das präsentierte Tier – nicht anwesend ist?

Diesen Arbeiten Sabine Wilds stehen die Bilder Mario Dollingers gegenüber.
„Die Arbeit von Mario Dollinger behandelt die Welt als Bühne […], auf der die Geschichten und Erzählungen von eingefangenen Momenten des dem Gewöhnlichen zu Grunde Liegenden gespielt werden – eine radikale Intensivierung gewöhnlicher Orte in stillstehenden Momenten“ schrieb John Holten (Broken Dimanche Press) über Dollinger. „Die Bilder werden zu Metaphern“ ergänzt Professorin Ute Mahler (Ostkreuzschule für Fotografie). Dieses tief gehende Verständnis von Fotografie führte auch bereits dazu, dass er den spanischen König Juan Carlos portraitieren konnte. Seine sich in ständiger Weiterentwicklung befindliche Serie „the last chapter“ dreht sich um die Frage, ob etwas zu Ende ist. Und wenn ja, was kommt dann?

Mit dieser Ausstellung setzen die Künstler ihre jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit fort, die bereits mehrere gemeinsame Ausstellungen in Deutschland und China hervorbrachte. Beide verbindet, bewusst oder unbewusst, sowohl die Auswahl ihrer Sujets als auch verwandte Emotionen bei der Suche nach diesen. Territorien und the last chapter visualisieren im weitesten Sinne Grenzen; menschliche, emotionale, räumliche“, sagt Dollinger über das aktuelle Projekt.


Sabine Wild works in different styles and techniques, partly figuratively in an almost laconic narrative style, partly highly abstract. Her subjects often revolve around space, city and architecture. In “Territories” she shows us empty enclosures of zoological gardens. Strictly constructed images, oriented on vertical and horizontal. The absence of its inhabitants and the artificial abstraction of natural habitats alienate and unsettle them. What do these rooms refer to? What do they represent if their meaningful topic – the presented animal – is not present?

These works by Sabine Wild are juxtaposed with Mario Dollinger‘s images.
“Mario Dollinger’s works treat the world as a stage […] on which the stories and tales of captured moments of the underlying are played out – a radical intensification of ordinary places in still moments,” wrote John Holten (Broken Dimanche Press) via Dollinger.
“The images become metaphors,” adds Professor Ute Mahler (Ostkreuz School of Photography). This deep understanding of photography already led him to portray the Spanish King Juan Carlos. His series “the last chapter”, which is in constant development, revolves around the question of whether something has ended. And if so, what comes next?

With this exhibition, the artists are continuing their years of successful collaboration, which has already resulted in several joint exhibitions in Germany and China. Both, consciously or unconsciously, are connected by the selection of their subjects as well as related emotions when searching for them.

“Both series, Territories and the last chapter, visualize borders in the broadest sense; human, emotional, spatial,” says Dollinger about the current project.

Text: © Patrick Pätzhold

 

 


2019

Über das wahre Leben: Abenteuer, Glamour, Rückzug

Stefanos Pavlakis, Jens Schünemann, Sabine Wild
Ausstellung vom 3. November bis 14. Dezember 2019

 

Ausstellungsansicht, Foto © Jens Schünemann

 


© Jens Schünemann: Hecken

 


© Sabine Wild: L1000326, 2015

 


© Stefanos Pavlakis: o.T., 2018


„SHOW YOUR DARLING IV – Wildnis“

Ausstellung vom 5. Mai bis 18. Juni 2019
33 fotografische Positionen
showyourdarling.de
Link zum Katalog:

 


2018

 

„Die Wildnis und wie wir sie uns vorstellen“

Fotografien von Jens Schünemann und Sabine Wild
Ausstellung im Rahmen des Monats der Fotografie OFF
Ausstellung vom 19.10. – 30.11.2018

 

Ausstellungsansicht, Fotos  © Sabine Wild


Katalog „Die Wildnis und wie wir sie uns vorstellen“

mit Fotografien von Jens Schünemann und Sabine Wild.
56 Seiten, mit einer Einführung von Peter Funken, 10 € plus 2 € Versand.
Bei Interesse schicken Sie bitte eine Mail an wild{at}kunstwild.de.
Zur Vorschau klicken Sie bitte auf das Bild.

 


„SHOW YOUR DARLING III – Das Bett“

Ausstellung vom 4. März bis 14. April 2018
31 fotografische Positionen
showyourdarling.de
Link zum Katalog:

 


2017

„SHOW YOUR DARLING II – DARKNESS“

Ausstellung vom 18. Februar bis 18. März 2017
26 fotografische Positionen
showyourdarling.de
Link zum Katalog:

 


2015

 „SHOW YOUR DARLING I“

30 Künstler zeigen ihr aktuelles Lieblingsbild
29. November 2015 bis 8. Januar 2015
showyourdarling.de
Link zum Katalog:

Fotos von der Vernissage: © Christian Reister

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